Kommunikation ist die Grundlage jeder Zusammenarbeit. Je besser die Kommunikation, desto besser die gemeinsamen Ergebnisse. Da die Theorie aber oft zu banal für die Realität ist, zeigen sich in der Praxis sehr unterschiedliche Kommunikationstypen. Falk Hedemann hat als Freelancer viele dieser Ausprägungen kennen gelernt und weiß sie zu schätzen oder zu fürchten.
Inhaltsverzeichnis
Kommunikation für Kommunikation
Die Geschichte der Kommunikation ist so alt wie die Menschheit. Sie begann vor rund 1,7 Millionen Jahren mit Gesten und einfachen Lauten, die zum Beispiel die Jagd erfolgreicher machen sollten. Im Grunde stehen wir heute immer noch an der gleichen Stelle.
Ich bin seit vielen Jahren im Content-Bereich tätig und beziehe mich daher in meinen Ausführungen hauptsächlich auf diesen. Ich finde dies besonders spannend, weil es um Kommunikation für Kommunikation geht: Wir kommunizieren intern miteinander, um die Kommunikation nach außen erfolgreicher zu gestalten.
Im Gegensatz zu den Urmenschen gehen wir aber nicht mehr auf die Jagd nach Tieren, um uns zu ernähren, sondern wir gehen auf die Jagd nach Aufmerksamkeit für unsere Botschaften. Ansonsten haben sich eher Kleinigkeiten geändert. Die größte kommunikative Verbesserung (gleich nach dem Fax, R.I.P.) ist wohl der Verzicht auf die Keule als Argumentationsmittel.
Dennoch geht es in der menschlichen Kommunikation bis heute immer auch um Macht. Zum Beispiel bei der Form der Kommunikation: Wer Macht hat oder zu haben glaubt, bestimmt nicht selten die Art und Weise der Kommunikation. Das kann im Alltag durchaus problematisch werden, wenn verschiedene Kommunikationstypen aufeinander prallen.
Typische Kommunikationstypen
Früher gab es neben dem direkten Gespräch noch das Telefon und die Post. Damit war die Kommunikation weniger komplex als heute. Denn heute stehen uns zusätzlich verschiedene digitale Kommunikationsmöglichkeiten zur Verfügung: E-Mail, Messenger & Chats, Kollaborationsplattformen und Taskmanagement-Anwendungen, Video- und Audio-Calls. Zum Teil sind diese Kommunikationsformen auch Ausdruck einer veränderten Arbeitswelt mit global aufgestellten Teams, die verteilt und asynchron arbeiten.
Dabei treffen häufig Menschen mit sehr unterschiedlichen Anforderungen und Gewohnheiten hinsichtlich ihrer bevorzugten Kommunikationsformen aufeinander.
Hier ein nicht vollständig erstzunehmender Überblick der Kommunikationstypen, die ich im Laufe der Jahre kennengelernt habe.
Der „Lass uns schnell telefonieren“-Typ
Für diesen Typ ist das Telefon die einzig sinnvolle Art der Kommunikation: direkt, schnell, persönlich. Alles, was er am Telefon bespricht, ist für ihn sofort und unmissverständlich auf den Weg gebracht. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um eine kurze Frage handelt, auf die es eine kurze Antwort gibt, oder um komplexere Aufgaben wie ein Briefing für einen Blogbeitrag oder ein Whitepaper.
Wir finden diesen Kommunikationstyp häufig auf der Organisations- und Managementebene und weniger auf der operativen Seite.
Der schweigsame Kommunikationstyp
Er ist ein großer Fan des Philosophen und Kommunikationswissenschaftlers Paul Watzlawick – oft ohne es selbst zu wissen. Watzlawick prägte die Theorie der menschlichen Kommunikation mit seinem Axiom „Man kann nicht nichtkommunizieren!“ Gemeint ist damit, dass Menschen auch dann mit ihrer Umwelt kommunizieren, wenn sie sich nicht verbal äußern.
Der Schweigsame hat daraus ein persönliches Mantra gemacht: Ich sage nichts, wenn es nicht unbedingt sein muss. Dass damit letztlich viel gesagt wird, hat er noch nicht ganz verstanden.
Der Meeting-Typ
Was in einem Meeting nicht besprochen wird, ist nicht real. Der Meeting-Typ verbringt fast seine gesamte Arbeitszeit in Meetings und wundert sich am Ende des Tages, warum so wenig produktive Arbeit erledigt wurde. Hier lassen sich zwei Untertypen unterscheiden:
Der analoge Meeting-Typ liebt Präsenzmeetings, idealerweise mit Kaffee und Schnittchen, die Neuen im Team müssen natürlich einen Kuchen backen.
Der digitale Zwilling des analogen Meeting-Typs ist ein Zoomer der ersten Stunde. Er kennt alle Videokonferenz-Tools und hält das Team ungefragt über die neuesten Funktionen auf dem Laufenden. Gelegentlich überrascht er seine Kollegen, indem er als Katze im Meeting auftaucht. Hilfreich ist er immer dann, wenn er neue Teammitglieder in die Kunst der virtuellen Meetings einführt. Im Kollegenkreis wird er liebevoll „Mr. Screensharing“ genannt.
Der Unterwegs-Kommunikator
Nicht kommunizieren zu können, gibt es für ihn nicht. Er ist immer erreichbar und schaltet sich auch schon mal vom Strand auf Bali ein, damit die lieben Kollegen im unverwöhnten Deutschland auch etwas von seiner Workation haben. Typische Unterbrechungen sind bei ihm: „Da kommt ein Tunnel…“ oder „Handy bitte aufs Band [Flughafensicherheitskontrolle]“.
Es gibt eine Frage, die bei ihm nicht zufrieden stellend beantwortet werden kann: Geht er seinen Kollegen mehr auf die Nerven oder seinem derzeitigen Umfeld?
Der Dokumentierer
Flüchtige Kommunikation ist ihm ein Graus, er muss alles genau dokumentieren. Dazu nutzt er die ganze Palette der Werkzeuge: Intranet, Projektmanagement, Kollaborationsplattform, Gruppenchats und andere Tools, die nur er kennt. Bei Besprechungen besteht er deshalb auf das obligatorische Protokoll, das er im Nachhinein gerne korrigiert und ergänzt, wenn er es nicht selbst geschrieben hat.
Der Plauderer
Auf den Punkt kommunizieren ist etwas für Anfänger. Der Plauderer liebt es, Geschichten und Anekdoten zu erzählen, auch mehrmals, damit sie sich besser einprägen. Er weiß zu jedem Thema etwas beizutragen, das garantiert nicht zielführend ist. Schließlich ist er ein großer Entertainer, was er wohl auch gerne geworden wäre. Ruhig wird er nur, wenn man ihm ganz konkrete Fragen stellt, aber das ist reine Theorie.
Fazit: Kommunikation ist zu wichtig für persönliche Vorlieben
Kaum jemand kommt ohne kommunikative Vorlieben aus. In jedem neuen Projekt, an dem ich mitwirken darf, ist es eine wichtige Aufgabe, die jeweilige Kommunikation im Team und die persönlichen Vorlieben der einzelnen Personen kennen zu lernen und zu adaptieren. Flexibilität ist hier Trumpf, denn die Unterschiede sind zum Teil enorm. Oft wünsche ich mir, dass persönliche Vorlieben nur dann zum Tragen kommen, wenn sie die Funktion nicht beeinträchtigen.
Ein Beispiel: Für einen Autor ist ein mündliches Briefing (z.B. mit dem „Lass uns schnell telefonieren“-Typ) funktional denkbar schlecht. Kaum jemand kann ein Briefing auf der Tonspur präzise formulieren. Ebenso wenig kann der Empfänger gleichzeitig mitschreiben und mitdenken.
Umgekehrt ist für organisatorische Absprachen ein schriftliches Ping-Pong weniger funktional als ein kurzes Telefonat oder eine gemeinsame Kaffeepause.
Man sollte also persönliche Vorlieben etwas zurückstellen und sich fragen, welche Kommunikationsform in der konkreten Situation funktional am besten geeignet ist.
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Falk ist Freier Journalist und Blogger und berät zudem Unternehmen bei ihrer digitalen Kommunikation, der Content Strategie und der Distribution von Inhalten im Social Web. Online zu finden ist er auf seinem privaten Blog, bei Twitter und LinkedIn.
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