Viele Nutzer wissen gar nicht, dass sie eine WordPress-Website auch ganz ohne Plugins oder Programmierkenntnisse sehr individuell strukturieren können. Dass da noch viel mehr geht, als ein Blog zu betreiben, halten sie für zu kompliziert, um es selbst umsetzen zu können. Dabei ist es ganz einfach, wie Annette Schwindt in diesem Artikel zeigt. Es kommt nur auf das passende Ausgangskonzept an.
Inhaltsverzeichnis
Grundlegende Begriffe
Bevor ich die verschiedenen Strukturierungsmöglichkeiten zeige, die jeder selbst umsetzen kann, möchte ich ein paar grundlegende Begriffe klären, die immer wieder verwechselt werden. (Wer sich damit bereits auskennt, kann direkt weiter springen.)
Website und Homepage
Die Deutschen verwenden gern das Wort Homepage als Synonym für eine ganze Website. Wie das Wort home-page (sic!) aber schon sagt, handelt es sich dabei eigentlich um eine einzelne Seite (page), die als Startseite (home) einer Website (das sind alle Seiten und Artikel zusammen) verwendet wird.
Ich spreche deshalb im Folgenden der Klarheit halber immer von „Startseite“.
Website und Webseite
Leider wurden die englischen Begriffe website und web page nicht konsequent ins Deutsche übersetzt, was zu einiger Verwirrung führt, wenn man nicht genau hinschaut. Der aus dem Englischen beibehaltene Begriff Website (nur mit i) bezeichnet die Summe aller Webseiten (mit ei), also der web pages. Während man den einen Begriff also im Englischen belassen hat, wird der andere Begriff in der gleichklingenden Übersetzung verwendet. Daher vermutlich auch der Versuch, das Ganze über Homepage statt Website zu hyperkorrigieren.
In diesem Artikel werde ich von „Website“ für das Ganze und von „Seiten“ für die web pages sprechen.
Blog und Blogpost
Neuerdings bürgert es sich immer mehr ein, fälschlicherweise das Wort Blog für einen einzelnen Beitrag zu verwenden. Dieser wird aber richtig als Blogpost, oder eben (Blog-)Beitrag oder (Blog-)Artikel bezeichnet und so werde ich das auch hier handhaben.
Blog – Bloghauptseite – Beitragsseite
Ein Blog ist die Gesamtheit aller darin enthaltenen Blogposts, die für gewöhnlich rückwärts chronologisch auf der Bloghauptseite (in WordPress Beitragsseite genannt) aufgelistet erscheinen. Dabei sieht man aber in der Regel nicht den jeweils kompletten Blogpost, sondern nur einen Auszug oder die ersten paar Zeilen desselben sowie nur eine bestimmte Anzahl der neuesten Beiträge.
Die Bloghauptseite entspricht also nicht dem gesamten Blog. Ich verwende hier den Begriff „Bloghauptseite“, um diese deutlich von (z.B. nach Kategorie) gefilterten Beitragsseiten zu unterscheiden.
Menü – Navigation
Die Links, mit denen man sich auf einer Website von Seite zu Seite bewegt, werden Navigation oder in WordPress Menü genannt. Das Hauptmenü befindet sich in der Regel im Kopf oder in der Seitenleiste einer Website, während Untermenüs (wie für Kontakt, Impressum und Datenschutzerklärung oder für Social Links) gern im Fußbereich platziert werden.
Feed
Ein Feed ist ein Strom von Beiträgen aus einer bestimten Quelle (hier: eines Blogs oder einer Kategorie, eines Schlagworts oder einer Schlagwortkombination aus einem Blog). WordPress produziert diese Feeds automatisch.
Taxonomie
Bezogen auf das Bloggen fasst der Begriff die Strukturmerkmale Kategorie und Schlagwort zusammen.
Theme
Mit einem Theme definiert man in WordPress das Layout seiner Website. Es stellt also eine Layoutvorlage dar, die man seiner Website zuweist und dann gegebenenfalls noch anpassen kann. Es gibt kostenlose Themes und kostenpflichtige Premiumthemes mit erweiterten Funktionen.
Widget
Widgets sind Inhaltspakete, die sich an verschiedenen Stellen auf einer Website unterbringen lassen. Traditionell platziert man sie in Seitenleisten oder im Fußbereich, sie können aber auch im Inhalts- oder Kopfbereich vorkommen.
Von einfach zu komplex
All diese Elemente können Sie auf verschiedene Weise in einer WordPress-Website zum Einsatz bringen. Im Folgenden gehe ich auf diese sechs Varianten ein:
- Rein statische Website
- Klassisches Blog
- Website mit Newsbereich
- Auf Taxonomien basierende Struktur
- Verwendung unsichtbarer Taxonomien für externe Zwecke
- Fortgeschrittenes via Pagebuilder
Um diese verschiedenen Strukturen umsetzen zu können, brauchen Sie das folgende Vorwissen:
- Sie sollten mit dem Erstellen von individuellen Menüs (Design > Menüs > erstelle ein neues Menü – oder: Customizer > Menüs > Neues Menü erstellen) vertraut sein.
- Außerdem sollten Sie bereits wissen, wie sich Taxonomien im Backend von WordPress umsetzen lassen (Beiträge > Kategorien bzw. Beiträge > Schlagwörter) und wie Sie diese zu individuellen Blogposts hinzufügen.
- Nicht zuletzt ist wichtig zu wissen, wie sich die eigene Linkstruktur über Einstellungen > Permalinks anpassen lässt und dass Sie dies nicht beliebig ändern, sondern nur einmal beim Erstellen eines Blogs ins Konzept einbeziehen sollten.
Zu den verschiedenen Anwendungsfällen kommen wir jetzt:
1. Rein statische Website ohne Blog
Wie jetzt, rein statisch? WordPress ist doch eine Blogsoftware? Ja, das war es mal, hat sich aber längst zu einem eigenen Content Management System (CMS) entwickelt, wie ja auch dieser Artikel zeigen wird. Und nur weil WordPress die Option für die Nutzung eines Blogs enthält, heißt das noch lange nicht, dass man sie unbedingt einsetzen muss.
Gerade Anfänger haben oft noch Bedenken zu bloggen und wollen erst einmal klein starten. Dasselbe gilt für Websitebetreiber, die zunächst nur das Nötigste online stellen wollen. Damit sie es später, wenn sie vielleicht doch noch ein Blog ergänzen wollen, leichter haben, empfiehlt es sich, die Website gleich in WordPress anzulegen, aber zunächst nur die Option für Seiten zu nutzen.
Dabei sind Sie nicht auf das von WordPress automatisch erstellte Menü angewiesen, sondern können die Reihenfolge und Hierarchie Ihrer bereits erstellten Seiten über den o.g. Pfad in einem individuell erstellten Menü selbst bestimmen. Beim Festlegen der Hierarchie empfiehlt es sich außerdem schon beim Erstellen der einzelnen Seiten über Seiten-Attribute zu definieren, welche Seiten übergeordnet (Eltern-Seiten) sein sollen und welche diesen untergeordnet werden.
Um die Blogoption auszusparen, löschen Sie etwaige bereits vorhandene Testartikel oder setzen sie zumindest auf Entwurf. Unter Einstellungen > Lesen > Deine Startseite zeigt definieren Sie außerdem die von Ihnen als Startseite vorgesehene statische Seite und lassen unter Beitragsseite einfach die Option – Auswählen – stehen. Damit bleibt die Bloghauptseite undefiniert.
So können Sie eine Website erstellen, die nur aus statischen Seiten besteht, für die es aber ganz leicht ist, bei Bedarf ein Blog nachzurüsten (z.B. http://sabria-david.de ).
2. Klassisches Blog
Der Fall, für den WordPress wohl am häufgsten verwendet wird, ist das klassische Blog mit Bloghauptseite auf der Startseite mit einigen zusätzlichen statischen Seiten für Über-Mich-Seite, Kontaktseite, Impressum und Datenschutzerklärung. Eine Website also, bei der der Fokus auf dem Bloggen liegt. Dazu werden vorwiegend Beiträge (Blogposts) und nur wenige Seiten genutzt.
Die Beiträge werden auf einer Bloghauptseite veröffentlicht. Diese Bloghauptseite muss dabei nicht auf der Startseite platziert werden, indem Sie sie unter Einstellungen > Lesen als solche definieren:
Die Bloghauptseite kann auch auf einer beliebigen anderen Seite Ihrer Website untergebracht werden. Dazu erstellen Sie eine leere Seite, nennen Sie Blog, und wählen sie unter Einstellungen > Lesen als statische Seite aus.
Um den Leser auf der Bloghauptseite nicht dazu zu verurteilen, jeweils durch komplette Beiträge scrollen zu müssen, können Sie je nach Theme auch nur Beitragsauszüge zeigen, oder sie durch Einfügen des more-tags in den Beiträgen selbst eingrenzen. Die Bloghauptseite kann außerdem je nach Theme als untereinander stehende Liste der Auszüge gestaltet werden (z.B. http://www.bettinabelitz.de),
oder „magazinartig“ mit nebeneinander und untereinander stehenden Auszügen (z.B. https://mondspiegel.de/blog).
Beim Erstellen des Blogs ist es wichtig, sich zu Beginn über Einstellungen > Permalinks eine passende Linkstruktur auszusuchen. Bloggen Sie viel, ja täglich, dann empfiehlt es sich, das Datum mit einzubeziehen (Tag und Name). Bloggen Sie eher selten, dann genügen vielleicht Monat und Name oder gar nur Beitragsname. In einem bereits laufenden Blog sollten Sie diese Struktur nicht mehr ändern, da sonst externe Verlinkungen in Suchmaschinen etc. ins Leere laufen.
Blogposts müssen seitens WordPress zumindest mit einer Kategorie versehen werden. Schlagwörter sind optional. Ordnet man selbst seine Beiträge keine Kategorie zu, landen die Beiträge automatisch in der vorgefertigten Kategorie Allgemein, was nicht sehr schön aussieht. Besser ist es, sich vor dem Bloggen Gedanken über eine grobe thematische Struktur seines Blogs insgesamt zu machen, für die man eine übersichtliche Anzahl von Kategorien vergibt (für gewöhnlich nicht über zehn Stück). Unterthemen können dann in Unterkategorien und/oder Schlagwörter sortiert werden.
Jede dieser Taxonomien (bei Schlagwörtern auch Kombinationen derselben) produzieren in WortPress automatisch einen eigenen Feed, so dass sie sich wunderbar dazu nutzen lassen, die Gesamtheit der Beiträge nach bestimmten Themen zu filtern. Viele Blogger nutzen diese Möglichkeit nur, indem sie in der Seitenleiste oder im Fußbereich der Website eine Liste ihrer Kategorien und/oder eine „Schlagwortwolke“ zeigen.
3. Website mit Newsbereich
Analog zu 2. nur mit komplexerer Hierarchie für den Teil der statischen Seiten, wird manche Unternehmenswebsite erstellt. Dort wird das Blog dann gern „Neues“ oder „Aktuelles“ genannt und dient dem Verbreiten laufender Nachrichten, während die statischen Seiten, über die in 2. genannten unbedingt notwendigen Seiten hinaus, den genereller gültigen Themen wie Produkt- oder Dienstleistungsübersicht gewidmet werden. Dabei bewährt sich dann die Gliederung in Eltern-Seiten und untergeordnete Seiten. Wie in 1. und 2. werden hier aber nur bestehende Seiten bzw. die Bloghauptseite im Hauptmenü genutzt, während Blogkategorien und Schlagworte nur in weiteren Menüs sichtbar gemacht werden (z.B. https://www.raumausstatter-mueller.de).
4. Auf Kategorien und/oder Schlagwörtern basierende Struktur
Wer den Leser gezielt auf bestimmte Themen aufmerksam machen will, der nutzt Kategorien und Schlagwörter nicht nur irgendwo versteckt, sondern direkt in der Navigation. Dabei können Sie zusätzlich die Bloghauptseite wie in 2. und 3. gezeigt nutzen (z.B. https://www.annetteschwindt.de),
oder sie wie in 1. gezeigt weglassen, aber trotzdem Beiträge schreiben, die der Leser dann nicht über eine Bloghauptseite, sondern über das Menü der Website erreicht (z.B. https://leidmedien.de ).
Manche Themes bieten auch eine eigene Startseite mit je nach Taxonomien belegbaren Beitrags-Widgets an (z.B. https://melaniekirkmechtel.de).
Dazu stellt WordPress bei der Menü-Erstellung nicht nur Seiten zur Auswahl, sondern auch die Option Kategorien. Hier können bereits in Beiträgen verwendete oder vorab erstellte Kategorien ausgewählt und als Menüpunkte hinzugefügt werden (WordPress nutzt dafür die Linkstruktur http(s)://www.meinedomain.de/category/kategoriename). Auch die Hierarchie in über- und untergeordnete Kategorien lässt sich hier abbilden.
Dasselbe funktioniert auch mit Schlagwörtern, für die es allerdings keine vorgefertigte Auswahl bei der Menü-Erstellung gibt, sondern die Sie manuell via Individuelle Links einfügen müssen. Die passenden Links dafür erhalten Sie, wenn Sie unter einem Beitrag das gewünschte Schlagwort anklicken. Die standardmäßig von WordPress verwendete Linkstruktur dafür lautet http(s)://www.meinedomain.de/tag/schlagwortname.
Wem category und tag in der Linkstruktur nicht gefallen, der kann sie unter Einstellungen > Permalinks > Optional nach Wunsch anpassen, indem Sie beispielsweise thema statt category einfügen und schlagwort statt tag.
Die Hierarchie von Kategorien und Schlagwörtern lässt sich auch im Menü nutzen, indem man beispielsweise einen Menüpunkt zu einer Kategorie vergibt und einen Menü-Unterpunkt zu einer dazugehörigen untergeordneten Kategorie oder einem Schlagwort. So lassen sich auch gewachsene Strukturen nachträglich in einem Menü darstellen.
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5. Verwendung unsichtbarer Taxonomien für externe Zwecke
Die in 1. und 4. gezeigten Strukturvarianten ohne Bloghauptseite können in erweiterter Form auch für Zwecke eingesetzt werden, die über die Nutzung auf der eigenen Website hinaus gehen: Wie bereits angesprochen, produziert WordPress automatisch für jede Taxonomie einen eigenen Feed. Der Link zu diesem Feed lässt sich nicht nur in der Navigation benutzen, sondern kann auch verwendet werden, um für normale Websitebesucher unsichtbare Beiträge zu schreiben, die Sie aber extern teilen – zum Beispiel als Newsletter via Plugin, oder einfach einzeln in Social Media (z.B. http://www.mediation-foerdern.de/category/neues/).
Dazu nutzen Sie die entsprechende Taxonomie einfach nicht in der Navigation und auch sonst nirgendwo sichtbar im Frontend der Website und blenden die Blätterfunktion von einem Beitrag zum nächsten unter den Blogposts via eigenem CSS aus (display:none;). Manche Themes haben dafür auch eine eigene Option.
6. Fortgeschrittenes via Pagebuilder
Wenn Sie mit den Funktionen, die WordPress allein liefert, am Ende doch nicht zufrieden sind, können Sie einen Pagebuilder wie Elementor hinzuziehen. Aber Vorsicht! Mit den Änderungen an WordPress im Projekt Gutenberg ist es dringend ratsam, nur einen Pagebuilder zu verwenden, der in dieser Hinsicht mit WordPress zusammenarbeitet. Dasselbe gilt für Themes, die nicht von WordPress (Automattic) selbst erstellt sind. Hier müssen Sie darauf achten, dass diese mit dem Block-Editor Gutenberg kompatibel sind. Möglicherweise wird WordPress künftig einige Funktionen von Pagebuildern obsolet machen, weil es sie in Phase 2 des Gutenberg-Projekts (Zusatzfunktionen für den Customizer) selbst anbietet? Darüber lässt sich aber zum jetzigen Zeitpunkt leider nur spekulieren.
Eine Funktion, die WordPress zur Zeit noch nicht standardmäßig bietet, ist beispielsweise das Voranstellen eines Einführungstexts vor Kategorieseiten, wie sie vor allem in 4. verwendet werden. In solchen Fällen nutze ich Elementor Pro auf einer eigens erstellten Seite, in die ich dann zunächst ein Textfeld, dann ein Feld für Beiträge einfüge, die ich nach der passenden Kategorie filtere, und im selben Feld die Option Paginierung aktiviere, um eine Blättermöglichkeit nur innerhalb der Kategorie am Ende der Seite zu bekommen (z.B. https://www.annetteschwindt.de/portraitfotos).
Die automatisch von WordPress zur Verfügung gestellte Kategorieseite, die ja über die Kategorieangaben unter dem jeweils zugeteilten Beitrag noch ansteuerbar ist, leite ich dann mit einem 301-Redirect-Plugin auf diese selbst erstellte Seite weiter. So klappt das auch für Nutzer, die keine Programmierkenntnisse haben.
Weitere Möglichkeiten ergeben sich je nach Theme oder den genutzten Plugins, die vom Autorenkasten bis zum Shop alles Mögliche bieten, was das Herz begehrt. Achten Sie allerdings auch hier darauf, dass das alles mit Gutenberg zusammenarbeitet. Man sollte insofern derzeit keine zu komplizierten Sprünge machen und sicherheitshalber nur Themes und Plugins verwenden, die von WordPress selbst stammen oder von vertrauenswürdigen Entwicklern, die regelmäßig für Updates sorgen.
Schemazeichnungen: Annette Schwindt
Dieser Artikel gehört zu: UPLOAD Magazin 66
Mit WordPress lässt sich viel mehr umsetzen als so mancher glauben könnte – sogar ganz ohne Plugins und Programmierkenntnisse. Mit den richtigen Erweiterungen kann es dann aber auch richtig bunt zugehen. Wir zeigen Ihnen, was sich mit WordPress alles umsetzen lässt. Dabei gehen wir auch auf das „Projekt Gutenberg“ ein, dessen nagelneuer Block-Editor für teils heftige Diskussionen unter den Nutzern gesorgt hat. Bonus-Artikel abseits des Schwerpunkts: Influencer-Relations im B2B-Bereich an einem praktischen Beispiel erklärt.
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Beraterin für digitale Kommunikation, Projekt-Dokumentatorin, Bloggerin, Autorin, freie Journalistin, Fachlektorin. Chronisch digital, WordPress-Fan mit Faible für HTML und CSS. https://www.annetteschwindt.digital