Warum du KI-Texte bearbeiten musst

KI-generierte Texte von ChatGPT & Co. sehen auf den ersten Blick verblüffend brauchbar aus. Einer genaueren Prüfung durch geschulte Augen halten sie aber nicht stand. Warum das so ist, erklärt dir Jan Tißler in seiner aktuellen Kolumne. Viele der Probleme heutiger KI-Tools sind dabei grundsätzlicher Natur.

(Generiert mit Flux Schnell)

Als ich ChatGPT im November 2022 das erste Mal ausprobiert habe, war ich komplett verblüfft. Denn ich hatte das Thema KI-Texte schon lange verfolgt. Siehe dazu etwa hier im UPLOAD Magazin diesen Artikel aus dem Jahr 2014 (!) und außerdem meinen Verriss von KI-Schreibtools aus dem Juni 2022 – wenige Monate vor ChatGPTs Premiere. Insofern dachte ich, über den aktuellen Stand der Dinge Bescheid zu wissen.

ChatGPT aber war auf einem vollkommen neuen Level. Auf den ersten Blick sah es so aus, als könnten diese KI-Tools nun den Sprung vom Spielzeug zum Werkzeug schaffen.

Nach der ersten Begeisterung und dem Einsatz im Alltag zeigten sich allerdings bald die Probleme, die ChatGPT beim Schreiben hat.

Diese Probleme haben sich seitdem teilweise verbessert mit den aktuellsten Versionen. Zudem gibt es Konkurrenten wie Claude, die nach meiner persönlichen Erfahrung besser funktionieren als ChatGPT. Dennoch bleibt für mich weiterhin klar: Ohne Menschen im KI-Workflow geht nichts.

Siehe dazu auch diesen sehr lesenswerten UPLOAD-Beitrag, der das noch deutlich genauer beleuchtet.

Aber warum ist das eigentlich so?

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Woher die Schreibschwäche von ChatGPT kommt

Ein Grund für die Schreibschwäche der KI-Tools ist ihr Lernmaterial. Sie erlangen ihre Fähigkeiten schließlich dadurch, dass sie anhand riesiger Content-Datensätze trainiert werden. Wir sprechen hier über Milliarden von Inhalten, manchmal sogar mehr.

Das bedeutet im Gegenzug, dass ChatGPT & Co. aus diesen Materialien am Ende lernen, wie eine durchschnittliche Person normalerweise schreibt.

Oder anders ausgedrückt: Sie lernen Mittelmaß.

Dein KI-Tool hat das Schreiben eben nicht allein von hochwertig erstellten Inhalten gelernt, die professionell bearbeitet wurden. Stattdessen sind dort vom Tweet über den Reddit-Post bis hin zum Blogbeitrag überwiegend Texte von Laien enthalten.

Das macht einen Unterschied, den Laien meist nicht selbst erkennen, aber beim Lesen zumindest unterschwellig bemerken können. Ich musste letztlich auch erst lernen, was einen guten Text ausmacht, obwohl ich mich selbstverständlich bereits als Teenager für einen talentierten Schreiber hielt.

Heute weiß ich dagegen, dass ich selbst nach 30 Jahren im Beruf noch immer dazulerne. Meine Texte sind alles andere als perfekt. Aber immerhin habe ich eine entsprechende Ausbildung genossen.

Deshalb jedenfalls weiß ChatGPT erst einmal nichts von Tonalität oder Sprachniveau. Es versteht nicht, wie sich Substantivierungen, Passivkonstruktionen und Bandwurmsätze auf das Leseerlebnis auswirken. Es kennt keine starken Verben. Es weiß nichts von der Qual der richtigen Wortwahl und welche Effekte sich erzielen lassen, wenn man bewusst gegen Regeln verstößt.

Du kannst den KI-Output heute schon spürbar verbessern, in dem du genauer erklärst, wie du dir einen Text vorstellst. Ich nutze beispielsweise überwiegend Claude, um die Inhalte für den Smart Content Report zu erstellen. In einem Artikel habe ich meine Vorgehensweise und meine Prompts vorgestellt.

Was mir bislang fehlt, ist eine Text-KI, die gezielt mithilfe hochwertiger Inhalte trainiert wurde. Sie sollte zudem im Lernprozess verstanden haben, was einen professionell erstellten Beitrag ausmacht, welche Darstellungsformen es gibt usw. Wie es scheint, arbeitet OpenAI an einem Modell speziell fürs kreative Schreiben. Wir werden sehen, was das dann kann.

Weitere Herausforderungen bei KI-Texten

Ein weiteres Problem ist, dass viele KI-Tools heutzutage vor allem auf Englisch trainiert sind. Englisch aber hat eine andere Art und Weise, Sätze zu bilden und sich auszudrücken.

Man merkt sehr schnell, wenn ein Text 1:1 aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt wurde. Das ergibt oft stark verschachtelte, komplexe Satzungetüme. Was sich im Englischen schnell in einem Satz sagen lässt, muss man im Deutschen auf mindestens zwei Sätze verteilen, wenn man verständlich bleiben will. 

Eine andere Hürde: ChatGPT ist darauf spezialisiert, ein Chatbot zu sein. Das steckt ja schon im Namen. Ein Chatbot aber ist nicht automatisch ein professioneller Schreiberling. Während der Trainingsphase hat diese KI gelernt, wie eine Antwort idealerweise aussehen sollte. Und daran hält sie sich – so sehr, dass man ihren spezifischen Stil sehr schnell erkennt, sofern man nicht bewusst gegensteuert.

Dieser Stil ist nicht nur mittelmäßig, weil die Trainingsdaten es so nahelegen, wie oben bereits erwähnt. Er ist auch deshalb mittelmäßig, weil ein Chatbot möglichst vielen Menschen gefallen soll. 

Bedenke darüber hinaus, dass ChatGPT & Co. Antworten auf alle denkbaren Fragen geben sollen. Die Entwickler können nur erahnen, welche Aufgaben ihre KI gestellt bekommt und sie soll sie alle meistern.

Das vergessen so manche Nutzer:innen. Sie denken, die KI sollte perfekt für ihren speziellen Anwendungsfall funktionieren. Sie bedenken nicht, dass Millionen anderer Nutzer:innen demselben Bot ganz andere Aufgaben stellen, ihre Anfrage ganz anders formulieren und ganz andere Erwartungen an das Ergebnis haben.

Die KI-Outputs sind also ein Kompromiss, der für möglichst viele Menschen funktionieren soll und dabei die Anbieter wie OpenAI nicht in Schwierigkeiten bringen darf. Deshalb verweigern sich die Chatbots bei bestimmten Themen oder geben schwammige und allgemeine Aussagen, wenn es inhaltlich brenzlig wird.

Für Texte aber brauchen wir oft klare Standpunkte. Und die Persönlichkeit der schreibenden Person darf und soll durchscheinen!

Aus diesem Grunde hatten wir eine ganze Ausgabe zum Thema „menschliche Inhalte“. Lies dort, wie du Content gestaltest, den eine KI so nie glaubwürdig erstellen könnte.

Diese Kolumne hier beispielsweise ist anders geschrieben als eine Lektion in der Content Academy zum selben Thema. Dort erkläre ich nebenbei bemerkt Punkt für Punkt, wie du KI-Texte so bearbeitest, dass sie vorzeigbar sind. So eine Lektion ist deutlich sachlicher und konzentiert sich vor allem auf die konkreten Tipps und Tricks.

Schreibe ich hingegen eine Kolumne, kann ich meine eigene Position, meinen Blickwinkel, meine Meinung in den Mittelpunkt stellen. Ich kann nicht nur, ich soll sogar! Das ist der Sinn. Der Text speist sich aus meinen Erfahrungen, meinem Wissen und meiner persönlichen Perspektive.

Eine KI hat keine Persönlichkeit. Sie kann eine simulieren. Aber das ist ungefähr so wie eine Kunstrose im Vergleich zu einer echten Rose: eine Imitation, die einer genaueren Betrachtung nicht standhält.

Ein weiteres bekanntes Problem heutiger KI-Tools: Sie sind vor allem darauf trainiert, Texte zu generieren, nicht aber Fakten zu überprüfen. An diesem Punkt wird intensiv gearbeitet. Es gibt verschiedene Ansätze, einer KI anzugewöhnen, die eigenen Aussagen zu überprüfen. ChatGPT oder eine KI-Suche wie Perplexity können immerhin Quellen aus dem Netz hinzuziehen. Trotzdem darfst du dich darauf nicht blind verlassen und wirst den finalen Check übernehmen müssen.

Schlussgedanke

Letztlich ist es so: Viele der hier genannten Probleme sind grundsätzlicher Natur. Sie lassen sich also nicht einfach im Handstreich verbessern. Ich habe keinen Zweifel, dass alle Anbieter daran arbeiten. Aber in manchen Fällen ist die Lösung nicht so offensichtlich. Insofern kann es eine Weile dauern, bis diese Hinweise und Warnungen obsolet sind.

Bis dahin gilt: KI-Tools können dir Ideen liefern und deine Kreativität anregen. Sie können dir helfen, Informationen in Dokumenten zu finden. Sie dienen als Sparringspartner für viele Lebenslagen, wenn ein passender Mensch für diese Aufgabe gerade nicht greifbar ist.

Aber wenn es zum Schreiben selbst kommt, liefern sie dir maximal einen ersten Entwurf, den du finalisierst.

Dass sie das können, finde ich weiterhin faszinierend. Aber das ist dennoch ihre aktuelle Grenze. Das gilt zumindest dann, wenn dir deine Contentqualiät wichtig ist.

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Dieser Artikel gehört zu: UPLOAD Magazin 118

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