Wer bei Video im Unternehmenseinsatz nur an YouTube und Zoom denkt, greift zu kurz. Dr. Ingo Hofacker von movingimage zeigt Ihnen in diesem Artikel, dass sich Video in all seinen unterschiedlichen Formen und Formaten an etlichen Stellen einsetzen lässt – für die Kommunikation nach innen und außen, für die Wissensvermittlung im Unternehmen und natürlich auch fürs Online-Marketing.
Inhaltsverzeichnis
Einführung
Wer dieser Tage an Videonutzung in Unternehmen denkt, denkt automatisch an Videokonferenzen als pandemiebedingten Ersatz für Meetings aller Art. Die Nutzungszahlen für Videotelefonie und -konferenzen haben sich im Laufe des Jahres 2020 tatsächlich deutlich erhöht: 41 Prozent der Deutschen nutzen laut Statista seit Beginn der Corona-Kontaktbeschränkungen vermehrt Video-Calls.
Dabei ist das Medium Video deutlich vielseitiger einsetzbar. Legen wir kurz die Corona-Scheuklappen ab, denken wir natürlich auch unmittelbar an den Einsatz von Bewegtbild im Marketing. Hier hat Video-Content in den vergangenen zehn Jahren einen wahrhaften Siegeszug hingelegt.
Doch was in der direkten Kommunikation in digitalen Meetings und in der Kundenansprache bereits gut funktioniert, lässt sich auch auf andere Unternehmensbereiche ausweiten. Video ist ein Allround-Talent und Sie können es über verschiedene Abteilungen hinweg wertsteigernd im Unternehmen einsetzen.
In diesem Beitrag gebe ich Ihnen konkrete Beispiele und Empfehlungen für verschiedene Anwendungsfälle.
Besprechungen, Versammlungen und Events
Bleiben wir zunächst bei Video als Format für virtuelle Meetings. Ein häufig hervorgebrachter Kritikpunkt an Videokonferenzen ist, dass die Teilnahme ermüdend sein kann und das Erlebnis am Ende nicht mit einem persönlichen Meeting gleichzusetzen ist.
Tatsächlich ist das aber auch eine Frage der Umsetzung. Welches Format ist wann geeignet? Über Video lassen sich selbst große Zuschauerzahlen erreichen, mitreißen und motivieren.
Town Hall Meetings: Virtuelle Versammlungen
Es ist ein hervorragendes Medium, um zum Beispiel auch über Distanz und in hybriden Teams die Kommunikation zwischen Geschäftsführung und Belegschaft aufrechtzuerhalten. In sogenannten Town Hall Meetings können Führungskräfte relevante Themen mit Beschäftigten vor Ort ebenso wie mit zugeschalteten Mitarbeitenden im Live-Stream besprechen.
Für die notwendige Interaktion besteht in Town Hall Meetings die Möglichkeit, sich auch aus dem virtuellen Publikum heraus aktiv zu beteiligen und etwa in Frage-Antwort-Runden zu Wort zu kommen. Gerade bei wichtigen Unternehmens-News erhöhen virtuelle Town Hall Meetings die Transparenz, sorgen für Nahbarkeit der Führungsetage auch bei räumlicher Distanz und helfen, Werte und Ziele des Unternehmens persönlich zu vermitteln. Dank moderner Videotechnologien können heute tausende Zuschauer an solchen virtuellen Versammlungen teilnehmen und standortunabhängig Gemeinschaftsgefühl erleben.
Webcasts/Livestreams: Große Reichweite
Eine Alternative zu dieser interaktiven Form der Kommunikation sind Webcasts, Livestreams von Video und Audio über das Internet, bei denen keine oder nur sehr wenig Möglichkeiten zur Interaktion zwischen Redner:in und Publikum besteht und keine Möglichkeiten, sich innerhalb der Zuschauerschaft auszutauschen. Auch solche Webcasts sind „One-To-Many“-Events, bei denen ein größeres Publikum von mehreren hundert bis hunderttausenden Menschen erreicht werden kann. Sie können live übertragen oder on-demand als Aufzeichnung bereitgestellt werden und werden vorwiegend von privaten Unternehmen oder anderen größeren Organisationen veranstaltet.
Livestreams können die Teilnehmer:innen überall on-demand auf Smartphone, Tablet, Mac oder PC abrufen, so dass Unternehmen Reichweite erzielen, ohne dafür zwangsläufig oft logistisch aufwendige und kostspielige Präsenzveranstaltungen organisieren zu müssen.
Sie bieten sich sowohl für die interne Kommunikation zwischen Geschäftsführung und Belegschaft als auch für größere Trainingsveranstaltungen an. Auch nach außen bieten sie eine hervorragende Plattform für virtuelle Kunden-Events, Produkt-Launches, Presseveranstaltungen oder Investor Relations Events. Auch User Group Meetings, Vorträge oder gar ganze Konferenzen lassen sich so realisieren.
Webinare: Interaktiv im kleineren Kreis
Die Abgrenzung zum Webinar liegt vor allem in der Größe des möglichen Publikums. Während Town Hall Meetings und Webcasts tausende bzw. hunderttausende von Menschen erreichen können, richtet sich ein Webinar in der Regel an Gruppen mit weniger als tausend, oft sogar weniger als hundert Teilnehmerinnen und Teilnehmern.
Ebenso wie das Town Hall Meeting ist das Webinar im Gegensatz zum großen Webcast durch das Angebot von Q&As, Abstimmungen und Chats jedoch ganz auf Interaktion ausgerichtet.
Recruiting, Onboarding und Corporate Learning
Auch im HR-Bereich ergeben sich vielfältige Nutzungsmöglichkeiten für Videoinhalte – sowohl für virtuelle Live-Meetings als auch für abrufbaren Content.
Für das Employer Branding aber auch für den Recruitingprozess als solches sind Videokonferenzen und Bewegtbild zeitgemäße Tools.
- In Corporate Videos können Unternehmen sich und ihr Team wirkungsvoll in Szene setzen, Einblicke in die Unternehmenskultur und -räumlichkeiten ermöglichen und sich Bewerberinnen und Bewerbern als attraktiver Arbeitgeber präsentieren.
- Video-Statements von Mitarbeitenden tragen dazu bei, einen authentischen Eindruck von der Belegschaft und einzelnen Abteilungen zu geben.
- Stellenangebote im Videoformat vermitteln digitale Aufgeschlossenheit und lassen sich zudem gut über Social Media teilen.
- Ein eigenes Videoportal kann die Reichweite von Jobausschreibungen zusätzlich erhöhen.
Im Recruitmentprozess selbst bieten Video-Calls die Möglichkeit, erste Sondierungsgespräche mit Kandidatinnen und Kandidaten remote zu gestalten und so unnötigen Reiseaufwand zu vermeiden – oder sogar komplette Bewerbungsabläufe remote zu gestalten. Selbst ganze Assessment Tage lassen sich über Videokonferenz-Lösungen, die auch über Features wie Break-out-Rooms verfügen, effektiv umsetzen.
Durch die zunehmende Digitalisierung begegnen viele Unternehmen dem Fachkräftemangel ohnehin mit modernen, arbeitnehmerfreundlichen Arbeitsmodellen, in denen zeitlich und räumlich flexibel gearbeitet werden kann. So lässt sich Personal vor allem nach Qualifikation rekrutieren, während der Wohnort zweitrangig wird. Steht also ohnehin die Einstellung von remote arbeitenden Teammitgliedern an, kann der gesamte Prozess von der Bewerbung bis zum Onboarding per Video und Videokonferenz abgebildet werden.
Im Onboarding-Prozess können Video-Tutorials die Einarbeitung neuer Teammitglieder unterstützen und Kollegen und Kolleginnen zeitlich entlasten. Briefings zu internen, administrativen Abläufen, zu Produkten oder Dienstleistungen, die in der Regel alle oder zumindest sehr viele neue Mitarbeitende erhalten, können einmal aufgesetzt und dann nach Belieben abgerufen und bei Bedarf auch wiederholt werden. Egal, ob es sich etwa um die Einführung in die Sicherheitsrichtlinien von Produktionsstätten, Abrechnungsprozesse in der Buchhaltung, die Bedienung von Software oder Anlagen oder vertriebsrelevante Produktinformationen handelt.
Gleiches gilt auch für das allgemeine Wissensmanagement und die Weiterbildung im Unternehmen. Zentral erstellter oder User-Generated Video-Content bietet sich unternehmensweit für die Dokumentation und Weitergabe von Wissen an.
Er bildet – idealerweise durchsuchbar in einer Datenbank, auf einer geeigneten Plattform oder auf einem Corporate Video Portal bereitgestellt – das Herzstück eines unternehmenseigenen Trainings-Programms für Neuzugänge, Auszubildende und alle bestehenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ist die Grundlage für individuelle, personalisierte Lernprozesse. Wissen ist jederzeit per Klick abrufbar und Lernen kann nach Bedarf portionierbar, anlassbezogen und unabhängig von Trainingsplänen und terminierten Kursen geschehen.
Die Visualisierungsmöglichkeiten in Videos helfen zudem, auch anspruchsvolle oder eher trockene Inhalte etwa durch Animationen oder Graphic Recording attraktiv und zugänglich aufzubereiten.
Die Einspielung solcher Tutorials kann auf die Schultern der jeweils besten Experten und Expertinnen im Unternehmen verteilt werden. Gerade die Nutzung solchen User-Generated Contents hat neben der Arbeitsteilung noch einen weiteren wichtigen Vorteil: Die Einbeziehung kompetenter Kolleginnen und Kollegen ist ein Zeichen der Wertschätzung ihres Fachwissens und erhöht gleichzeitig die Akzeptanz und Identifikation aller Mitarbeitenden mit den angebotenen Inhalten.
Service & Support
Auch in der Kommunikation mit Kundinnen und Kunden gibt es wertvolle Anwendungsmöglichkeiten für das Medium Video.
So lassen sich Videos hervorragend in Service- und Supportworkflows integrieren, verkürzen dort Bearbeitungszeiten um bis zu 67 Prozent und erhöhen die Kundenzufriedenheit. Gerade im Bereich Customer Service ist es eine lohnende Investition, verstärkt auf den Einsatz von Video zu setzen.
Gerade in Branchen, in denen sich Produkte und Dienstleistungen unter mehreren Wettbewerbern inhaltlich oft nicht allzu sehr unterscheiden, ist herausragender Service das entscheidende Verkaufsargument. 75 Prozent aller Kunden entscheiden sich für den Anbieter mit der besseren Customer Experience, auch wenn dieser teurer ist als seine Mitbewerber, so Zahlen aus dem aktuellen Zendesk CX Trends Report. 80 Prozent würden demnach nach mehr als einer Negativerfahrung mit dem Kundenservice sogar den Anbieter wechseln.
Für herausstechenden, rund um die Uhr verfügbaren Service können Unternehmen nicht allein auf ihre Serviceteams bauen. Digital affine Kunden erwarten heute Möglichkeiten, sich im Self-Service-Verfahren online Antworten auf ihre Fragen zu holen und schätzen dazu unter anderem auch Videoangebote. In FAQ-Clips, Videoanleitungen oder Tutorials, Videodokumentationen oder Produktpräsentationen, Webinaren und Video Case Studies finden sie Antworten auf dringende Fragen und die gewünschten Informationen.
Im Support und in der Wartung erleichtert und beschleunigt der Einsatz von Videolösungen zudem Abläufe wie Schadensermittlung und -abwicklung, Fehleridentifikation und -behebung. Vorgänge, die mit zum Kundenerlebnis beitragen und bei gelungener Durchführung zur Kundenzufriedenheit und Kundenbindung beitragen.
Außerdem ist die Integration von Video bares Geld wert, wenn Abläufe beschleunigt und Schadensfälle schneller behoben werden können. So lassen sich zum Beispiel im Versicherungswesen langwierige, papierbasierte Schadensmeldungen beschleunigen, in dem Versicherungsnehmer Schäden per Video dokumentieren und einreichen. Die Dokumentationszeit kann so um das 20-fache verkürzt und die Dauer der Schadensabwicklung von Tagen auf wenige Stunden reduziert werden. Zudem erschwert der Videobeweis Versicherungsbetrug.
Oder ein anderes Szenario: In der Produktion bedeutet der Stillstand von Maschinen enorme wirtschaftliche Einbußen. Bieten Lieferanten technischer Anlagen videobasierte Wartungs- und Supportmöglichkeiten, kann im Schadensfall binnen Minuten ein Experte den Fall inspizieren und so lange Anfahrtszeiten für eine Diagnose vor Ort vermeiden.
Mit Hilfe von Augmented Reality lassen sich zudem Möglichkeiten zur Selbsthilfe vor Ort kreieren, zum Beispiel indem Funktionsweisen von Maschinen oder Anlagen visualisiert und mögliche Fehlerquellen dargestellt werden. Unternehmenskunden schätzen, wenn ihre Zulieferer mittels solcher Tools Serviceprozesse beschleunigen und Downtime minimieren.
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Video im Online-Marketing
Video ist eine absolute Erfolgsgeschichte. Aus gutem Grund. Das menschliche Gehirn verarbeitet Bilder 60.000-mal schneller als Text und 90 Prozent der Informationen, die unser Gehirn erreichen, sind visueller Natur.
Kein Wunder also, dass Bewegtbild nicht nur im Unterhaltungsbereich, sondern auch im Businessumfeld in unterschiedlichsten Branchen so beliebt ist. Die Zahlen sprechen für sich: Schon heute informieren sich 72 Prozent der Verbraucher bevorzugt per Video über Produkte und Dienstleistungen und 88 Prozent präferieren Webseiten, die viel Videoinhalte anbieten. Drei von vier Videonutzern, die sich ein Produktvideo anschauen, klicken im Anschluss auf weitere Informationen zum Produkt. Und, einmal gesehen, bleibt Video-Content den Menschen tatsächlich auch besser in Erinnerung: Zuschauer behalten sich im Durchschnitt 95 Prozent der Botschaften, die ihnen in einem Video vermittelt wurden.
Kein Wunder also, dass Experten für 2022 erwarten, dass 82 Prozent des gesamten Datenverkehrs im Internet auf Videos entfällt. Vor allem im Bereich des Social-Media-Marketings ist Video heute aus eben genannten Gründen nicht mehr wegzudenken.
Plus: Video-Content erfreut sich größter Beliebtheit, wenn es ans Teilen von Inhalten geht:
- 95 Prozent aller Smartphone Nutzerinnen und Nutzer teilen laut Social Media Today gerne Videoinhalte.
- Bei E-Mails ist die Chance, dass Inhalte geöffnet werden, sieben Mal höher, wenn in der Betreffzeile Video-Content angekündigt wird.
- Auf Facebook, Instagram, LinkedIn und Twitter ist die Interaktion mit Videoinhalten höher als bei jedem anderen Format.
- Die Bereitstellung von Videos auf einer Landing Page erhöht die Konversionsrate um über 80 Prozent.
- Und die Integration von Videos auf einer Webseite macht es 53 Mal wahrscheinlicher, dass sie in den Google-Suchergebnissen auf der ersten Seite erscheint.
Schlusswort: Tausendsassa Video
So erfolgreich Video im Marketingumfeld ist, so groß kann der Mehrwert auch in anderen Unternehmensbereichen sein. Das große Potenzial des Mediums Video wird in den meisten Fällen noch nicht voll ausgeschöpft: Der Tausendsassa unter den Formaten kann Unternehmen vielseitig bereichern, wenn alle Anwendungsgebiete systematisch erschlossen werden. Er ist Grundlage für zeitgemäße Collaborations-, Lern-, Vertriebs- und Kommunikationslösungen auf den Online-Kanälen, im Social Intranet, im Corporate Tube, im HR-Bereich und im Marketing.
Unternehmen, die alle Zielgruppen – die eigene Belegschaft, Bestandskunden, potenzielle Neukunden und andere Stakeholder – mit attraktiven Inhalten abholen möchten, die auf deren Seh- und Informationsgewohnheiten zugeschnitten sind, werden nicht drum herumkommen, sich stets zu fragen: Geht das mit Video nicht besser? Ja, geht es.
Dieser Artikel gehört zu: UPLOAD Magazin 94
Unternehmen können Video auf viele Weisen einsetzen und auf einige der wichtigsten gehen wir in dieser Ausgabe ein. Wir geben Ihnen etliche Anregungen für den Einsatz von Bewegtbild. Wir erklären, wie Sie eine erfolgreiche YouTube-Kanalstrategie umsetzen. Und wir schauen uns an, was die TikTok-Kopien von Instagram, YouTube und Snapchat können. Außerdem in diesem Monat: ein Onlinekurs zu YouTube SEO. Bonusbeitrag: 99 gute Gründe für ein (Corporate) Blog.
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Dr. Ingo Hofacker ist seit 2020 Teil des Führungsteams von movingimage. Als CEO verantwortet er neben der Strategie insbesondere die Bereiche Produkt und Technologie, leitet den Finanz-, Rechts- und HR-Bereich und kümmert sich um Investor Relations. Dabei bringt er vor allem seine umfangreichen strategischen und operativen Erfahrungen und Expertise bei Themen der Digitalisierung und Transformation in das Unternehmen ein.